Erfahrungsberichte unserer Fremdsprachenexpertinnen und -experten.

In diesem Interview erfahren Sie von Elin und Mehmed wie sie ihre Arbeit als Mitarbeitende in der Telekommunikationsüberwachung (TKÜ) erleben.
Wie seid ihr darauf gekommen, euch beim Bundesamt für Verfassungsschutz zu bewerben?
Elin: Ich bin in Deutschland geboren und zweisprachig aufgewachsen. Daher habe ich von klein auf übersetzt – viel für meine Eltern beispielweise, aber auch beruflich wurde ich in meinem vorherigen Job in der Kundenberatung regelmäßig für Übersetzungen oder zum Dolmetschen herangezogen. Als ich dann die Stellenausschreibung für fremdsprachliche Mitarbeitende beim BfV gesehen habe und ich gemerkt habe, dass ich das Übersetzen zu meinem Full-Time-Job machen kann, fand ich die Gelegenheit klasse und ich habe mich sofort beworben.
Mehmed: Bei mir war es etwas anders. Ich bin in einem arabischen Land geboren und bin fürs BWL-Studium nach Deutschland gekommen. Nach dem Abschluss habe ich zuerst in der freien Wirtschaft gearbeitet, auch mit vielen internationalen Partnern, bei denen ich meine Sprachkenntnisse anwenden konnte. Ich entwickelte den Wunsch meine sprachlichen Kenntnisse für etwas Sinnvolles zu nutzen und einen Beitrag zu Sicherheit von Deutschland zu leisten.
Wie sieht euer typischer Arbeitsalltag aus?
Mehmed: Die meiste Zeit werten wir Daten aus, die über die TKÜ eingegangenen sind. Es werden beispielsweise bei Telefongesprächen, Post oder E-Mails eine große Masse an Informationen gesammelt. Unsere Aufgabe ist, diese nach nachrichtendienstlich relevanten Informationen zu filtern. Das Wichtige wird dann von uns übersetzt und an die Abteilungen weitergegeben, die ggf. zusätzliche Maßnahmen einleiten
Elin: Genau, jedoch kann man manchmal gar nicht von einem typischen Arbeitsalltag sprechen. Denn je nach Situation, kann es bei uns auch zum Wochenend- oder Nachtdienst kommen. Gerade wenn wir beispielsweise im Rahmen einer Observation unterstützen, um hier live zu übersetzen. Das ist super spannend.
Was treibt euch an?
Elin: Ich finde es spannend, aktiv am politischen Geschehen beteiligt zu sein. Man bekommt viel mehr mit als andere und wenn ich am Abend die Nachrichten im Fernsehen schaue, wird dort teilweise über Personen berichtet, deren Stimme ich nur ein paar Stunden vorher am Telefon gehört habe.
Mehmed: Es gibt mir ein gutes Gefühl, wenn ich etwas zur inneren Sicherheit von Deutschland beitragen kann. Wenn die Informationen, die ich weitergegeben habe, relevant für die Sicherheitsermittlungen sind, merkt man schon was für eine wichtige Rolle man dabei spielt.
Wie ist die Zusammenarbeit im Team?
Mehmed: Die meisten Kolleginnen und Kollegen in unserem Team arbeiten nach dem Motto: „Meine Maßnahme, mein Baby“. Daran sieht man, wie eigenständig wir arbeiten können. Wenn wir mit einem Fall beauftragt werden, liegt die Bearbeitung auch in unserer Verantwortung. Da wir in Einzelbüros sitzen, ist es auch kein Problem, wenn wir Audiodateien mal über den Lautsprecher am PC anhören anstatt immer die Kopfhörer zu benutzen.
Elin: Ja stimmt, das ist wirklich praktisch. Dann kann man sich voll und ganz auf die Informationen einlassen und in Ruhe arbeiten. Ich nutze aber auch oft die Möglichkeit, mich mit meinen Kolleginnen und Kollegen auszutauschen. Bei der Einarbeitung bekommt man einen Mentor oder eine Mentorin zur Seite gestellt, der/die einen zu Beginn etwas „an die Hand nimmt“ und allgemeine Frage zu Abläufen im Haus beantwortet. Die fachliche Einarbeitung findet direkt im Team statt und wird von den erfahrenen Kolleginnen und Kollegen betreut.
Was sollten fremdsprachliche Mitarbeitende eurer Meinung nach mitbringen?
Mehmed: Neben den sprachlichen Kenntnissen sollte man an politischen Themen interessiert sein. Auch wichtig ist Selbstständigkeit. Denn wir müssen täglich entscheiden, welche Informationen eine nachrichtendienstliche Relevanz haben. Man muss sich bewusst sein, dass diese eine Information eine Person belasten und auch einen Polizeieinsatz auslösen kann. Das ist eine große Verantwortung, die wir da tragen. Das Gute ist, dass wir immer auf unsere Kolleginnen und Kollegen zu gehen und sie im Zweifelsfall um Rat fragen können. Man fühlt sich also nie allein gelassen.
Elin: Auch die korrekte Übersetzung liegt in unserer Verantwortung. Daher sollte man offen für die Sprache und die Kultur sein, um auch neue Formulierungen, Trends oder kulturelle Änderungen zu verstehen. Ich denke, man braucht auch ein dickes Fell in unserem Job, denn das Gesagte oder Geschriebene geht zum Teil unter die Haut. Aber auch hier fangen einen die Kolleginnen und Kollegen super auf. Selbstverständlich muss zu jedem Zeitpunkt auch Diskretion bewahrt werden. Wir arbeiten mit extrem sensiblen Informationen, die strengen Sicherheitsbeschränkungen unterliegen. Das sind natürlich keine Gesprächsthemen für den Stammtisch nach Feierabend.
Wenn ihr eure Arbeit in drei Worten beschreiben würdet, welche wären es?
Elin: Verantwortungsvoll, abwechslungsreich und spannend.
Mehmed: Unverzichtbar, ausdauernd und auf jeden Fall spannend.
Zum Schluss ein Tipp aus erster Hand: Was würdet ihr den Bewerbenden mit fremdsprachlichen Kenntnissen raten, die eine Arbeit im BfV anstreben?
Mehmed: Bringt Geduld für den Bewerbungsprozess mit. Denn aufgrund der Sicherheitsüberprüfung dauert der Prozess viele Monate. Auch wenn ihr dann bei uns seid, kann die korrekte Einarbeitung Zeit in Anspruch nehmen. Ihr seid in einem völlig neuen Terrain und arbeitet mit besonderen Systemen und Themen. Das braucht seine Zeit, um in die Abläufe reinzukommen.
Elin: Informiert euch über die aktuelle politische Lage und auch über Themen, die ihr vielleicht nicht täglich in den Nachrichten seht. Das kann je nachdem für welchen Bereich ihr euch bewerbt, beispielsweise Islamismus, auslandsbezogener Extremismus oder Spionage sein.