Erfahrungsbericht einer Juristin.
In diesem Interview erfahren Sie von Sarah, wie sich ihr Arbeitsalltag als Juristin beim Bundesamt für Verfassungsschutz gestaltet.
Wie bist Du darauf gekommen, Dich als Juristin beim Bundesamt für Verfassungsschutz zu bewerben?
Hierfür waren mehrere Gründe ausschlaggebend: Nach meinem Studium musste ich mich zunächst grundsätzlich entscheiden; entweder für eine Tätigkeit im öffentlichen Dienst, in der Privatwirtschaft oder als Rechtsanwältin. Natürlich finde ich es wichtig und richtig, dass vor Gericht jeder das Recht auf eine gute Rechtsvertretung hat. Gleichwohl kam es für mich nicht in Frage, mich des Geldes wegen unter Umständen für Personen einsetzen zu müssen, für deren Rechtsverletzungen ich innerlich kein Verständnis aufbringen kann. Es war für mich insofern sehr wichtig, für etwas Sinnvolles einzutreten. Gleichzeitig sollte meine künftige Tätigkeit spannend und abwechslungsreich sein. Als Kölnerin war mir das Bundesamt für Verfassungsschutz als große Sicherheitsbehörde des Bundes natürlich ein Begriff. Mit seinem Arbeitsauftrag, dem Schutz der Werteordnung unseres Grundgesetzes, konnte und kann ich mich sehr gut identifizieren und setze mich gerne tagtäglich dafür ein. Ich muss auch zugeben, dass der Verfassungsschutz auf mich als Außenstehende auch etwas geheimnisvoll wirkte, was mich neugierig gemacht hat.
Wie sieht Dein typischer Arbeitstag aus?
Mittlerweile bin ich schon seit einigen Jahren im Bundesamt tätig und war in unterschiedlichen Arbeitsbereichen eingesetzt. Ich habe sowohl klassische Verwaltungstätigkeiten als auch die Extremismusbekämpfung kennengelernt. In keinem der Arbeitsbereiche gab es den "typischen Arbeitstag". Dafür ist die Arbeit viel zu vielfältig und komplex. Denn es liegt in der Natur des Arbeitsauftrags des Inlandsnachrichtendienstes der Bundesrepublik Deutschland, dass tagespolitische Ereignisse, insbesondere natürlich von Angehörigen der extremistischen Szenen, maßgeblichen Einfluss auf den Ablauf des Arbeitstages haben. Als Juristin im höheren Dienst des Bundesamtes für Verfassungsschutz arbeite ich überwiegend im Innendienst. Führungsaufgaben und die Vermittlung der Arbeitsergebnisse auch an politische Entscheidungsträger bilden dabei einen wichtigen Bestandteil meiner Arbeit. In jedem Fall war es sinnvoll, Jura studiert zu haben. Die juristische Denkweise, vor allem aber auch die im Studium erlangte Methodenkompetenz, erleichtern mir das Arbeiten in allen Bereichen deutlich.
Was treibt Dich in diesem Job an und motiviert Dich?
Das ist schlicht die Mitwirkung an der Aufgabenerfüllung dieser wichtigen Behörde. Dabei spielt es gar keine Rolle, ob ich in der Verwaltung oder in der Facharbeit tätig war. Denn der Auftrag, den das Bundesverfassungsschutzgesetz der Behörde aufgibt, ist in allen Bereichen spürbar und erfordert ein entsprechendes Verantwortungsbewusstsein. Das mag vielleicht etwas pathetisch klingen. Aber es ist sehr motivierend, dass das eigene Tätigwerden politisch wahrgenommen wird und je nach Sachverhalt, den es zu bearbeiten gilt, einen direkten Einfluss auf die Sicherheit unseres Landes hat. Zudem liegt mir als Führungskraft mein Team besonders am Herzen. Die Arbeit mit Menschen, vor allem die Arbeit mit und für ein motiviertes Team, empfinde ich als sehr erfüllend.
Was würdest Du Bewerberinnen und Bewerbern grundsätzlich raten?
Neben den ganz selbstverständlichen Ratschlägen zu einer guten Vorbereitung, wie dem Verfolgen der politischen Berichterstattung oder einer Lektüre unserer Homepage und unserer Veröffentlichungen, finde ich insbesondere eine bestimmte innere Haltung ganz wichtig. Bewerberinnen und Bewerber sollten eine Arbeit beim Verfassungsschutz nicht nur als Beruf sondern viel mehr auch als Berufung verstehen. Zudem sollten sie in dem, was sie tun möchten, nicht zu festgelegt sein. Als ich mich nach dem 11. September 2001 beworben habe, stellte ich mir vor, in der Abteilung "Islamismus und islamistischer Terrorismus" eingesetzt zu werden – also "ganz vorne" an der Aufarbeitung des Terroranschlags mitzuwirken. Stattdessen wurde ich in einem gänzlich anderen Arbeitsbereich eingesetzt. Dies fand ich zunächst enttäuschend. Schon bald stellt sich der Einsatz aber als sehr bereichernd und als interessanter Erfahrungsgewinn heraus. Damit will ich sagen: Ich habe bisher noch keinen Dienstposten kennengelernt, der langweilig war. Die fachliche Aufstellung des Bundesamtes für Verfassungsschutz strahlt in einem hohen Maße auch auf die Zentral- und Grundsatzbereiche aus. Insofern kann ich nur dazu raten, sich zu bewerben und sich von den facettenreichen und interessanten Tätigkeiten dieser besonderen Behörde begeistern zu lassen.