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Erfahrungsbericht einer queeren Mitarbeiterin.

Hand mit Notizbuch und eingeklapptem Fächer in Regenbogenfarben

In diesem Interview erfahren Sie von Christina, wie sie ihre Arbeit als queere Mitarbeiterin im Bundesamt für Verfassungsschutz erlebt.

Wo bist Du aktuell im BfV eingesetzt?

Ich arbeite als Bürosachbearbeiterin im Bereich Sicherheit. In meinem Referat werden die Berliner Kolleginnen und Kollegen in allen Angelegenheiten des sogenannten „Personellen Geheimschutzes“ betreut. Außerdem führen wir Sicherheitsüberprüfungen durch. Meine Aufgabe ist die Vorbereitung der Aktualisierung von Sicherheitsüberprüfungen. Sie sind gesetzlich vorgeschrieben und müssen daher bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Fünf-Jahres-Turnus wiederholt werden.

Wie bist Du darauf gekommen, Dich beim Bundesamt für Verfassungsschutz zu bewerben?

Ich stamme gebürtig aus Süddeutschland. Doch schon ganz lange hatte ich den großen Traum, einmal in Berlin zu leben. Und so war es bei mir ehrlicherweise eher die Stadt, als die Behörde, die mich damals zur Bewerbung veranlasst hat. Ich hatte eine allgemeine Ausschreibung für die Bürosachbearbeitung am Berliner BfV-Standort gelesen und mich auf gut Glück darauf beworben, ohne so genau zu wissen, welche Aufgaben mich bei einem Nachrichtendienst erwarten würden. Und ehrlichgesagt auch ohne tatsächlich damit zu rechnen, dass es klappen würde. Während des Auswahlprozesses – er dauert bei einem Nachrichtendienst natürlich länger, als bei anderen Behörden – hätte ich auch schon fast die Geduld verloren und meine Bewerbung zurückgezogen. Doch glücklicherweise hat mich eine BfV-Recruiterin ermutigt, nicht aufzugeben. Und dann ging es irgendwann ganz schnell und ich hatte meinen Vertrag in den Händen und konnte endlich in Berlin durchstarten. Zunächst als Bürosachbearbeiterin im Bereich Rechtsextremismus. Nach einiger Zeit bin ich in die Abteilung Sicherheit gewechselt. Mittlerweile bin ich sogar verbeamtet.

Wie und wann hast Du Dich im Amt geoutet und wie hast Du Dich dabei gefühlt?

Da ich mich in meinem privaten Umfeld bereits viele Jahre zuvor als queer „geoutet“ hatte, war es im BfV kein klassisches Outing mehr für mich. Man schreibt ja keine Rundmail ans Team „übrigens, ich stehe auf Frauen“, oder so. Das kam eher in Gesprächen mit Kolleginnen und Kollegen, in denen man eh über Privates gesprochen hat. Da kam das Thema halt so auf. Es war also wirklich kein großes Ding für mich. Und auch nicht für die Kolleginnen und Kollegen. Manche hatten offenbar eh schon vermutet, dass ich queer bin.

Welche Reaktionen hast Du erfahren?

Das war wirklich durchweg positiv. Keiner hat komisch oder gar negativ reagiert. In keinem der Referate, in denen ich bislang eingesetzt war, hatte ich jemals Probleme. Auch nicht, als ich vergangenes Jahr geheiratet und den Namen meiner Frau angenommen habe. In meinem jetzigen Referat sind wir sogar insgesamt drei queere Kolleginnen und Kollegen. Wer soll denn da auch etwas gegen haben?!

Hast Du je das Gefühl gehabt, dass Dir Steine in den Weg gelegt wurden aufgrund Deiner sexuellen Orientierung?

Ich bin hier wirklich überall offen empfangen worden. Meine sexuelle Orientierung spielt dabei überhaupt keine Rolle Und aufgrund meiner Einblicke im Bereich der Sicherheitsüberprüfungen bin ich mir außerdem sicher, dass hier keiner der Kolleginnen und Kollegen mit Vorurteilen an diese Überprüfung herangeht. Homosexuelle Bewerbende sollten daher bitte auf keinen Fall Angst davor haben!

Fühlst Du Dich mit Deiner sexuellen Orientierung gut im BfV aufgehoben?

Ja, absolut. Es gibt überhaupt nichts, wo ich sagen würde, dass ich mich unwohl fühle. Im Gegenteil. Seit einiger Zeit organisiert die queere BfV-Community ein standortübergreifendes Regenbogennetzwerk. Von Anfang an war ich hier engagiert und habe dessen Aufbau unterstützt. Heute betreue ich das Netzwerk-Postfach und übernehme gelegentlich die Organisation des monatlichen Berliner Stamm- oder Mittagstisches. Für ein solches aktives, organisatorisches Engagement in Mitarbeitendennetzwerken können wir uns übrigens bis zu zwei Stunden im Monat freistellen lassen. Das zeigt sehr gut, dass man hier bis in die oberste Führungsebene hinter uns und unserem Netzwerk steht. Das gibt uns natürlich auch ein gutes Gefühl.

Hinzu kommt die Vernetzung mit anderen Behörden-Netzwerken, die wirklich Spaß macht. Wir gestalten gelegentlich gemeinsame Stammtische, laden einander zum Grillen ein oder zu Diskussionsrunden…

Wenn Du Deine Arbeit in drei Wörtern zusammenfassen müsstest, wie würden die lauten?

Interessant, abwechslungsreich, spannend.

Zum Schluss noch ein Tipp aus erster Hand: Was würdest Du Bewerberinnen und Bewerbern aus der LGBTQ-Community grundsätzlich raten?

Unser Haus ist für alle offen! Ihr werdet hier aufgrund eurer sexuellen Orientierung keine Probleme haben. Also habt keine Scheu vor einer Bewerbung und geht ruhig offen und ehrlich mit eurer Homosexualität um.