Erfahrungsbericht eines Mitarbeiters mit Sehbehinderung.
In diesem Interview erfahren Sie von Matthias, wie sich sein Arbeitsalltag mit Sehbehinderung beim Bundesamt für Verfassungsschutz gestaltet. Sollten Sie Probleme beim Lesen des Textes haben, nutzen Sie gerne die Möglichkeit der größeren Schrift oder der Vorlesefunktion. Wir bemühen uns, unsere Website stets barrierefrei zu gestalten.
Wie bist Du darauf gekommen, Dich beim Bundesamt für Verfassungsschutz zu bewerben?
Nach meiner Ausbildung zum Fachangestellten für Bürokommunikation in einer Bundesbehörde, erhielt ich vorerst nur eine befristete Anstellung in dieser Behörde. Als sich herauskristallisierte, dass mein Arbeitsvertrag nicht verlängert wird bzw. ich keine unbefristete Anstellung erhalten werde, habe ich mich anderweitig umgeschaut. Im Intranet der Behörden findet man ebenfalls Stellenanzeigen von anderen Behörden und so bin ich auf den Verfassungsschutz gestoßen. Insgesamt hat zwar der gesamte Bewerbungsprozess über ein Jahr gedauert, aber am Ende hat‘s geklappt und darüber bin ich sehr froh, denn hier wurde ich direkt unbefristet eingestellt. Jetzt bin ich schon seit 15 Jahren im Amt und engagiere ich mich aktiv in der Schwerbehindertenvertretung.
Wie erlebst Du den Arbeitsalltag beim BfV, ist dieser der gleich wie der Deiner Kollegen und Kolleginnen oder unterscheidet er sich?
Der Alltag unterscheidet sich gar nicht von dem meiner Kollegenschaft. Ich mache Aufgaben im gleichen Maße wie alle anderen aus meinem Team. Zuerst war ich im Grundsatz der Abteilung 6 eingesetzt. Hier wird Islamismus und islamistischer Terrorismus bearbeitet. In meiner Aufgabe habe ich unter anderem die Lehrgänge der Kolleginnen und Kollegen koordiniert und darin eine meiner Stärken gefunden. Als ich dann nach neun Jahren eine neue Herausforderung suchte, konnte ich in den Bereich Fortbildung wechseln. Auch hier freuten sich die Kolleginnen und Kollegen über meinen Zuwachs und spannten mich sofort ins Tagesgeschäft ein. Viele merken in der telefonischen oder E-Mail-Kommunikation mit mir gar nicht, dass ich eine Behinderung habe. Erst wenn sie in meinem Büro stehen, sehen sie die großen Bildschirme und die größere Maus und staunen nicht schlecht.
Fühlst Du Dich mit Deiner Behinderung gut im BfV aufgehoben?
Ja, auf jeden Fall! Ich habe keinerlei Benachteiligung, sondern viel Unterstützung erfahren. Ich komme gerne – auch wegen der netten Kolleginnen und Kollegen und der Wertschätzung vom Vorgesetzten. Auch wenn manche Menschen in meinem Arbeitsumfeld im ersten Kontakt mit mir noch etwas zurückhaltend sind, denn man sieht mir meine Sehbehinderung an, kläre ich sie über meine Behinderung auf. Das bringt in der Regel Verständnis.
Welche zusätzlichen Hilfsmittel gibt es für Schwerbehinderte?
In meinem Fall habe ich Hilfsmittel wie den großen Bildschirm, die größer eingestellte Schriftgröße und die große Maus. Ein Glück läuft bei uns fast alles digital, denn wenn ich die nutze, merke ich manchmal selbst meine Behinderung gar nicht. Falls dann doch mal ein Schriftstück aus Papier auf meinem Schreibtisch liegt, greife ich auf die gute alte Lupe zurück.
Für die anderen Kolleginnen und Kollegen mit einer anderen Schwerbehinderung gibt es zum Beispiel höhenverstellbare Tische und besondere Stühle für Menschen mit Rückenleiden. Ansonsten bieten wir Barrierefreiheit, funktionierende Fahrstühle und Auffahrten zu Räumen mit Treppenstufen.
Wenn Du Deine Arbeit in drei Wörtern zusammenfassen müsstest, wie würden die lauten?
Jammern bringt nichts 😊.
Zum Schluss noch ein Tipp aus erster Hand: Was würdest Du Bewerber/-innen mit Behinderung grundsätzlich raten, die eine Arbeit im Amt anstreben?
Geht schon in der Bewerbung offen mit euerer Behinderung um. Zwar muss man eine Behinderung nicht angeben, aber spielt mit offenen Karten, denn ihr braucht euch dafür nicht zu schämen. Im Gegenteil, wenn ihr euren Grad der Behinderung angebt, erhaltet ihr sogar Unterstützung während des Bewerbungsprozesses. Zum Beispiel könnt ihr eine Schreibverlängerung beantragen und erhaltet einen Nachteilsausgleich.