Erfahrungsbericht einer Frau in Führungsposition.
In diesem Interview erfahren Sie von Henrike, wie sie ihre Arbeit als Frau in Führungsposition beim Bundesamt für Verfassungsschutz erlebt.
Wo bist du aktuell im Bundesamt für Verfassungsschutz eingesetzt?
Ich bin in der Abteilung Cyber- und Spionageabwehr tätig.
Ich arbeite in einem sehr spannenden, abwechslungsreichen Arbeitsbereich mit einer großen Themenvielfalt und vielen wichtigen, verantwortungsbewussten Ansprechpersonen im Haus, in Sicherheitsbehörden sowie in Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung. Die Tätigkeit ist erfüllend und bereichernd.
Geopolitische Interessen anderer Staaten bestimmen unser Aufgabenfeld. Es geht darum, Spionage, Einflussnahme und auch Sabotagevorbereitungen sowohl in der Realwelt als auch im Cyberraum rechtzeitig zu erkennen, abzuwehren und darüber aufzuklären. Unser Bereich Prävention in Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Verwaltung sensibilisiert gezielt für die Gefahren, die von ausländischem staatlichen Handeln sowie von Links- und Rechtsextremismus, Islamistischem Terrorismus und auslandsbezogenem Extremismus ausgehen.
Der Austausch mit nationalen und internationalen Sicherheitsbehörden ist ebenso elementar für eine effektive und erfolgreiche Abwehrarbeit wie unsere eigenen nachrichtendienstlichen Ermittlungen. Eine sehr wichtige nationale Kooperationsplattform der Sicherheitsbehörden ist dabei das Nationale Cyberabwehrzentrum.
Wie bist du darauf gekommen, dich beim Bundesamt für Verfassungsschutz zu bewerben?
Nach meinem 2. juristischen Staatsexamen war mir eine verlässliche und zugleich sinnstiftende Tätigkeit wichtig. Ich stieß damals auf die Ausschreibung des Bundesministeriums des Innern, das für seine verschiedenen Geschäftsbereichsbehörden Juristinnen und Juristen suchte. Das Bundesamt für Verfassungsschutz war eine der beteiligten Behörden. Es schien mir ein besonders spannender Arbeitgeber zu sein. Schon das Assessment-Center war auf Teamfähigkeit ausgerichtet, fordernd sowie gleichzeitig wertschätzend gestaltet und ist mir positiv in Erinnerung geblieben.
Wie war dein Aufstieg bzw. deine bisherige Laufbahn im BfV?
Ich habe als Regierungsrätin begonnen und war in den ersten zwei Jahren im Rahmen eines Traineeprogramms in verschiedenen Referaten sowohl in der Auswertung als auch in den fachunterstützenden Bereichen eingesetzt. Später wurde ich dann Leiterin eines eigenen Referates in der Cyber- sowie Spionageabwehr und bin nun Leiterin einer Referatsgruppe.
Die spannende Konstante in meiner bisherigen BfV-Laufbahn war das dynamische Umfeld: Ich hatte die große Chance Arbeitsbereiche zu gestalten und weiterzuentwickeln und Profile zu schärfen. Dabei konnte ich meine eigenen Stärken gut einbringen und habe sehr viel von dem Austausch mit anderen nationalen und internationalen Partnern gelernt.
Sicherlich gab es dabei auch die ein oder andere größere Herausforderung für dich?
Bisher habe ich fachliche Herausforderungen immer als weiterbildend und wertvoll empfunden. Die Aufgaben einer Referatsgruppenleitung unterscheiden sich von denen einer Referatsleitung. Es fehlt eine unmittelbare Anbindung an ein Referatsteam. Viele Themen erreichen mich, wenn die Referatsleitungen meine Unterstützung benötigen. Es ist weniger vertieftes Detailwissen als ein fundierter Überblick über eine große Themenvielfalt gefordert. Diese anderen Anforderungen bedürfen einer schnellen persönlichen Anpassung, gerade wenn das vorherige Selbstverständnis sehr auf detaillierter Fachexpertise fußt.
Herausforderungen, die unser Arbeitsumfeld im BfV auf allen Ebenen prägen, sind die flexible und schnelle Bewältigung dynamischer Bedrohungslagen, Fremdbestimmung durch Fristen und sicherlich auch manchmal nachrichtendienstliche Besonderheiten - gerade die wichtigen Sicherheitsbestimmungen, deren Einhaltung notwendig ist aber auch im Alltag beschränken.
Das Wissen, dass man mit seiner täglichen Arbeit einen Beitrag zur Sicherheit leisten kann, man in der Sicherheitslage und der nationalen und internationalen Sicherheitsarchitektur Einblicke gewinnt, die nicht öffentlich sind sowie die stabilen Arbeitsbedingungen empfinde ich als besonders wertvoll.
Wie sind die Reaktionen deiner männlichen Mitarbeiter auf dich als weibliche Führungskraft?
Ich liebe die Zusammenarbeit mit sehr engagierten, kooperativen Menschen. In meiner Wahrnehmung tritt das jeweilige Geschlecht dann in den Hintergrund.
Wenn du deine Arbeit in drei Wörtern zusammenfassen müsstest, wie würden die lauten?
Am Puls der Zeit, sicherheitsrelevant, vielseitig.
Was würdest du Bewerberinnen, die eine Führungskarriere anstreben, grundsätzlich raten?
Wenn sich eine gute Chance für eure Weiterentwicklung bietet, solltet ihr diese erkennen, nicht zögern und sie mutig ergreifen.
Sehr gute Leistung, Leistungsbereitschaft, Verantwortungsbewusstsein, Eigenständigkeit und Wertschätzung gegenüber anderen stechen ins Auge. Darüber hinaus solltet ihr euch mit eigenen Impulsen und Initiativen engagiert einbringen und für euch einstehen. Für eine Karriere speziell beim deutschen Inlandsnachrichtendienst ist es wichtig, ein Interesse für innen- und außenpolitische Nachrichten bzw. Politik sowie ein Gespür für politische und strategische Zusammenhänge mitzubringen. Eine kommunikative Art und Teamfähigkeit sowie analytisches Denken sind ebenso wichtig wie Freude am Formulieren von Bedrohungsanalysen, Bewertungen und Positionen.