Zahlen und Fakten.
Islamistisches Personenpotenzial
Das islamistische Personenpotenzial setzt sich aus den Mitglieder- und Anhängerzahlen der einzelnen Beobachtungsobjekte des BfV im Phänomenbereich „Islamismus / islamistischer Terrorismus“ zusammen. Insgesamt ergibt sich für das Jahr 2023 aus den ausreichend gesicherten Zahlenangaben ein im Vergleich zum Vorjahr annähernd gleichbleibendes Islamismuspotenzial von 27.200 Personen.
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Reisebewegungen
Seit dem Jahr 2011 wurden mehr als 1.150 Personen bekannt, die aus islamistischer Motivation heraus aus Deutschland in Richtung Syrien und Irak gereist sind. Seit 2015 ebbte die Zahl der Ausreisen merklich ab. Neue Ausreisen Richtung Syrien und Irak werden nur noch selten festgestellt. Derzeit zeichnet sich weltweit kein Jihadschauplatz ab, der für die islamistische Szene in Deutschland eine auch nur annähernd vergleichbare Relevanz entwickeln könnte, wie Mitte der 2010er-Jahre Syrien oder der Irak.
Rückkehrer
Etwa 40% aller bekannten in Richtung Syrien/Irak gereisten Personen befinden sich wieder in Deutschland. Weiterhin liegen Erkenntnisse zu Personen im oberen zweistelligen Bereich vor, die sich aktuell in Syrien oder im Irak in Haft beziehungsweise Gewahrsam befinden.
Ein besonderes Sicherheitsrisiko stellen Personen dar, die während des Aufenthalts in Syrien und/oder im Irak ideologisch indoktriniert, militärisch im Umgang mit Waffen und Sprengstoff geschult wurden und/oder Kampferfahrungen sammeln konnten.
Neben der strafrechtlichen Verfolgung von zurückgekehrten Personen sind Maßnahmen der Deradikalisierung und Reintegration – im Sinne eines ganzheitlichen Ansatzes in der Terrorismusbekämpfung – stets zu berücksichtigen. Hierbei muss gerade der Umgang mit zurückkehrenden Kindern und Jugendlichen als eine gesamtgesellschaftliche Angelegenheit betrachtet werden.
Anschläge in Deutschland
Datum | Ereignis | Opferzahlen |
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23. August 2024 | Ein 26-jähriger Syrer stach auf einem Stadtfest in Solingen auf mehrere Personen ein; der „Islamische Staat“ reklamierte den Anschlag für sich. | 3 Tote, 8 Verletzte |
31. Mai 2024 | Ein 25-jähriger Afghane griff auf dem Marktplatz in Mannheim sowohl einen islamfeindlichen Aktivisten als auch Passanten und Polizisten mit einem Messer an. | 1 Toter, 6 Verletzte |
9./18. April 2023 | Ein Täter tötete in Duisburg mit einem Messer eine Person und verletzte teils lebensgefährlich vier weitere Menschen. Er reklamierte für sich, im Auftrag des IS gehandelt zu haben. | 1 Toter, 4 Verletzte |
6. November 2021 | Ein 27-jähriger Syrer griff in einem Zug zwischen Regensburg und Nürnberg drei Passagiere mit einem Messer an. | 3 Verletzte |
4. Oktober 2020 | Ein 20-jähriger Syrer attackierte in der Dresdener Altstadt zwei Männer mit einem Messer. Er gilt als Sympathisant des „Islamischen Staates“. | 1 Toter, 1 Verletzter |
27. April 2020 | Anschlagsserie auf türkischstämmige Personen in Waldkraiburg durch einen 25-Jährigen, der sich selbst als IS-Anhänger bezeichnete | 6 Verletzte |
28. Juli 2017 | Angriff mit einem Messer in einem Lebensmittelgeschäft in Hamburg; Tatverdächtiger gilt als Sympathisant des „Islamischen Staates“. | 1 Toter, 6 Verletzte |
19. Dezember 2016 | Angriff mit einem Lkw auf einen Weihnachtsmarkt in Berlin; der „Islamische Staat“ bekannte sich wenig später zu der Tat. | 13 Tote, 61 Verletzte |
24. Juli 2016 | Sprengstoffanschlag durch Selbstmordattentäter in Ansbach; der Attentäter war mutmaßlich Sympathisant des „Islamischen Staates“, der den Anschlag für sich reklamierte. | 1 Toter (Täter), 14 Verletze |
18. Juli 2016 | Angriff mit Hieb- und Stichwaffe in einem Regionalzug bei Würzburg; der „Islamische Staat“ reklamierte den Anschlag für sich. | 1 Toter (Täter), 5 Verletze |
16. April 2016 | Sprengstoffanschlag auf einen Tempel der Sikh-Gemeinde in Essen; die Tatverdächtigen sind mutmaßliche Sympathisanten des „Islamischen Staates“. | 3 Verletzte |
26. Februar 2016 | Messerattacke in Hannover auf einen Polizeibeamten; die Tatverdächtige ist Sympathisantin des „Islamischen Staates“. | 1 Verletzter |
Gefährdungslage in Deutschland
Die Gefährdung durch den islamistischen Terrorismus in Deutschland sowie für deutsche Interessen und Einrichtungen weltweit besteht fort und hat sich seit dem terroristischen Angriff der HAMAS auf Israel am 7. Oktober 2023 und den darauffolgenden militärischen Auseinandersetzungen im Gazastreifen weiter erhöht. Die Bedrohung in Deutschland geht sowohl von jihadistisch motivierten Einzeltätern als auch von jihadistischen Gruppierungen aus. Neben den in den vergangenen Jahren dominierenden weniger komplexen Anschlägen auf vornehmlich „weiche“ Ziele ist weiter auch mit komplexeren Anschlagsvorhaben zu rechnen.
Im Jahr 2024 kam es in Deutschland bereits zu zwei gesichert islamistisch motivierten Anschlägen. Am 31. Mai 2024 griff ein afghanischer Staatsangehöriger auf dem Marktplatz in Mannheim sowohl einen islamfeindlichen Aktivisten als auch Passanten und Polizisten mit einem Messer an und tötete dabei einen Polizisten und verletzte 6 weitere Menschen. Am 23. August 2024 stach ein syrischer Staatsangehöriger auf einem Stadtfest in Solingen auf mehrere Personen ein; 3 Menschen wurden bei dem Angriff getötet, 8 weitere verletzt.
Die Anschläge und auch die im Jahr 2023 und 2024 durch deutsche und europäische Sicherheitsbehörden vereitelten Anschlagspläne sind ein klarer Beleg dafür, dass die jihadistische Ideologie nach wie vor präsent ist. Europa, und damit auch Deutschland, stehen weiterhin und verstärkt im Fokus terroristisch-jihadistischer Organisationen, vor allem des IS aber auch von „al-Qaida“.
Der „Islamische Staat Provinz Khorasan“ (ISPK) scheint derzeit der stärkste IS-Regionalableger zu sein. Nachdem der ISPK bisher vor allem die Durchführung von Anschlägen in Afghanistan forcierte, mehren sich die Anhaltspunkte dafür, dass nunmehr auch Deutschland und Europa als potenzielle Anschlagsziele in Betracht gezogen werden.
Weitere Zahlen und Fakten im Verfassungsschutzbericht.