Antisemitismus im auslandsbezogenen Extremismus
Im auslandsbezogenen Extremismus sind Relevanz und Ausprägung von Antisemitismus und Israelfeindlichkeit für die verschiedenen extremistischen Organisationen und Strukturen in Deutschland sehr unterschiedlich. Während sie im separatistischen Sikh-Extremismus keine Rolle spielen, stellen Antisemitismus und Rassismus gegenüber Jüdinnen und Juden in der rechtsextremistischen türkischen „Ülkücü“-Bewegung Kernelemente der Ideologie dar. Die Feindschaft gegenüber Jüdinnen und Juden, die Negierung des Existenzrechts Israels sowie das Verbreiten antisemitischer Stereotype und Verschwörungserzählungen sind auch unter türkischen Rechtsextremisten in Deutschland verbreitet. Hinzu tritt ein Antizionismus, der sich als einseitige Parteinahme für die Belange der Palästinenser manifestiert.
Im säkularen palästinensischen Extremismus ist der Hauptanknüpfungspunkt antisemitischer Agitation der Territorialkonflikt mit Israel. Jüdinnen und Juden wird allenfalls die Möglichkeit einer Koexistenz in einem Staat „Palästina“ zugestanden, dessen Grenzen vom Jordanfluss bis zum Mittelmeer auch das Staatsgebiet Israels mit umfassen sollen. Religiöse oder rassistische Minderwertigkeitszuschreibungen in Bezug auf Jüdinnen und Juden kommen vereinzelt vor, sind aber von untergeordneter Bedeutung.
Türkische linksextremistische Organisationen in Deutschland solidarisieren sich regelmäßig mit den Palästinenserinnen und Palästinensern und explizit auch mit extremistischen palästinensischen Strukturen. Ausgehend von der antiimperialistisch geprägten Ideologie türkischer Linksextremisten wird der Staat Israel als „imperialistisch“ und „kapitalistisch“ abgelehnt. Diese Agitation richtet sich nicht gegen Jüdinnen und Juden, sondern gegen den Staat Israel, dessen Existenzrecht verneint wird.
Die unterschiedlich ausgeprägte Feindschaft gegenüber Israel und die gemeinsame Ablehnung dessen Existenzrechts sind Grundlage für verschiedenartige Vernetzungen zwischen deutschen und türkischen Linksextremisten und säkularen palästinensischen Extremisten. Neben gegenseitigen Solidaritätsbekundungen und dem Besuch von Veranstaltungen des anderen Spektrums nehmen sie zusammen auch an propalästinensischen beziehungsweise antiisraelischen Demonstrationen teil und treffen hier auch auf türkische Rechtsextremisten.