Antisemitismus
Rechtsextremistischer Antisemitismus lässt sich der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) folgend definieren als „eine bestimmte Wahrnehmung von Juden, die sich als Hass gegenüber Juden ausdrücken kann. Der Antisemitismus richtet sich in Wort oder Tat gegen jüdische oder nicht-jüdische Einzelpersonen und/oder deren Eigentum sowie gegen jüdische Gemeindeinstitutionen oder religiöse Einrichtungen“. Die Bundesregierung nahm darüber hinaus folgende Ergänzung auf, die über die Konsensfassung der IHRA hinausgeht: „Darüber hinaus kann auch der Staat Israel, der dabei als jüdisches Kollektiv verstanden wird, Ziel solcher Angriffe sein.“
Antisemitismus stellt in seinen verschiedenen Ausprägungen ein verbindendes und konstantes Charakteristikum des Rechtsextremismus dar. Juden, von Antisemiten als jüdisch angesehene Personen und allgemein alles „Jüdische“ oder mit „Juden“ in Verbindung Gebrachte sind seit jeher szeneübergreifend verbreitete Feindbilder. Antisemitismus richtet sich nicht ausschließlich gegen religiöse oder praktizierende Juden, sondern auch regelmäßig gegen säkulare und konvertierte Juden oder nicht-jüdische Personen, Gruppen und Einrichtungen. Die Bandbreite reicht dabei auf der Einstellungsebene von subtil geäußertem Antisemitismus bis hin zu Mord auf der Handlungsebene.
Antisemitismus ist in allen Teilbereichen des Rechtsextremismus feststellbar und findet über unterschiedlichste Medien Verbreitung. Dabei spielt neben rechtsextremistischer Musik und klassischen Druckerzeugnissen von Verlagen das Internet mit großem Abstand die herausragende Rolle.
Publikation „Antisemitismus im Rechtsextremismus"
Publikation „Lagebild Antisemitismus“
Der Antisemitismus im Islamismus ist ein wesentliches ideologisches Element aller islamistischen Strömungen. Die überwiegende Mehrheit der in Deutschland aktiven islamistischen Organisationen hegt antisemitisches Gedankengut und verbreitet es auf unterschiedlichsten Wegen. Dies stellt eine erhebliche Herausforderung für das friedliche und tolerante Zusammenleben in Deutschland dar.
Der seit Jahrzehnten anhaltende Nahostkonflikt weist ein besonders starkes Emotionalisierungs- und Mobilisierungspotenzial auf, das sich islamistische Akteure im In- und Ausland zunutze machen, um unverhohlen zu Gewalt gegen Juden aufzurufen. Seit dem Angriff der HAMAS am 07. Oktober 2023 werden antisemitische Ressentiments – insbesondere in den sozialen Medien – wesentlich expliziter ausgedrückt, wodurch antisemitische Einstellungen von Rezipienten ggf. schneller übernommen werden und das Radikalisierungspotenzial bislang eher moderaterer Onlinemilieus erheblich ansteigt.
Um eine Vorstellung vom Ausmaß und den Erscheinungsformen antisemitischer Propaganda und Ereignissen im islamistischen Milieu in Deutschland zu erhalten, erfasst das Bundesamt für Verfassungsschutz seit Ende 2015 diejenigen antisemitischen Ereignisse mit mutmaßlich islamistischem Hintergrund, die den Verfassungsschutzbehörden des Bundes und der Länder im Zuge ihrer Arbeit bekannt werden.