18. Sicherheitstagung von BfV und ASW Bundesverband

„Die Neuvermessung der Welt – Deutschlands Wirtschaft & die Rückkehr der Geopolitik“
Expertinnen und Experten aus Wirtschaft, Sicherheitsbehörden und Wissenschaft tauschen sich heute in Berlin auf der 18. Sicherheitstagung des Bundesamtes für Verfassungsschutz (BfV) und der Allianz für Sicherheit in der Wirtschaft e.V. (ASW Bundesverband) aus.
Dazu erklärt der Vizepräsident beim BfV Sinan Selen:
„Die Welt ist im Wandel: Die Grundannahmen der Sicherheitsarchitektur sind brüchig, die regelbasierte internationale Weltordnung wird unterminiert. Die aktuellen geopolitischen und geoökonomischen Umwälzungen stellen das Bundesamt für Verfassungsschutz wie alle Nachrichtendienste vor weitreichende Herausforderungen, wie wir sie selten zuvor hatten. Wir sehen uns mit sich ständig ändernden Allianzen sowie neuen formierenden Machtzentren konfrontiert. Unsere Gegner gehen immer aggressiver und komplexer vor, dabei binden sie neue Akteure ein.
Vor allem Russland agiert zunehmend offensiver gegen die Demokratien in Europa und weitet seine nachrichtendienstlichen Methoden aus. Wir sehen verstärkt den Einsatz so genannter Low-Level-Agenten: Akteure, die genutzt werden, um Aktionen wie Propaganda oder Sabotage zu verüben. Sie kommen häufig aus kleinkriminellen Kreisen und sind oft auf schnelles Geld aus.
Nachrichtendienstliche Operationen werden immer komplexer: so werden Cyberangriffe, Desinformation und Sabotage miteinander verzahnt, um die Wirkung zu maximieren. Staaten, die die Weltordnung zu ihren Gunsten auch mit Gewalt umgestalten wollen, unterstützen sich punktuell in ihrem Machtstreben: Russland nutzt chinesische Hochtechnologie-Komponenten, iranische Drohnen und nordkoreanische Soldaten.
Deshalb gilt mehr als zuvor: Sicherheitspolitik und Wirtschaftsschutz sind Chefsache! Die seit Jahren bewährte Zusammenarbeit von ASW-Bundesverband und Bundesamt für Verfassungsschutz gewährleistet, dass wir uns über Gefahren und notwendige Gegenmaßnahmen eng und vertrauensvoll austauschen. Wir sollten gleichwohl auch neue Netzwerke aufbauen – so zum Beispiel im maritimen Bereich, der zunehmend im Fokus fremder Mächte steht. Angesichts der der epochalen Sicherheitsherausforderungen brauchen wir ein koordiniertes nationales Zusammenwirken von Staat und Wirtschaft.“
Der Vorstandsvorsitzende des ASW Bundesverbandes Alexander Borgschulze, sieht die zentrale Herausforderung darin, Wirtschaft und Sicherheit in der geopolitischen Zeitenwende grundsätzlich neu zu denken. Die Geoökonomie habe in den letzten Jahren rasant an Relevanz gewonnen. Handels- und Investitionsflüsse würden dabei zunehmend geopolitisch beeinflusst, was zu einer Gefährdung der Wachstums- und Wohlstandsgewinne aus der international verflochtenen Wirtschaftsordnung führe.
In einer zunehmend fragmentierten Welt zwingen geopolitische Dynamiken Deutschland und Europa, sich den neuen wirtschaftlichen und sicherheitspolitischen Herausforderungen zu stellen und eine gute Balance zwischen Offenheit und Sicherheit zu finden, so Borgschulze weiter. Geopolitik sei ein Faktor, der nicht ignoriert werden könne. Vor dem Hintergrund der neuen geopolitischen Realitäten wären Politik, Wissenschaft und Wirtschaft zunehmend gefordert, sich intensiv mit deren Folgen und möglichen Maßnahmen zu beschäftigen.
In Konsequenz müssten in einer zunehmend neu geopolitisch geprägten Welt Wirtschaft und Sicherheit zusammengedacht werden. Dabei dürfe Deutschland nicht die Fehler der Vergangenheit wiederholen und erneut einseitige Abhängigkeiten aufbauen. Deutschland brauche im Gegensatz zu vielen anderen Ländern offene Märkte, resümierte Borgschulze. Maßnahmen zur Stärkung der Wirtschaftssicherheit angesichts von Bedrohungen durch bewusste feindliche Maßnahmen im Bereich Wirtschaft durch Drittstaaten blieben weiterhin unverzichtbar. Hier müsse die EU geschlossen agieren und eine eigene starke Stimme im Bereich Wirtschaftssicherheit finden.
Weitere Informationen finden Sie unter:
www.asw-bundesverband.de
www.wirtschaftsschutz.info
und über den Ansprechpartner Wirtschaftsschutz im BfV unter wirtschaftsschutz@bfv.bund.de
V. i. S. d. P.
Angela Pley, Pressesprecherin
Bundesamt für Verfassungsschutz
Pressestelle
+49 (0) 228-99/792-3838
+49 (0) 30-18/792-3838
pressestelle@bfv.bund.de
Merianstraße 100, 50765 Köln
www.verfassungsschutz.de